Einen schönen Weltfrauentag! Das BRK hat einiges zu bieten, wenn es um starke Frauen geht.
"Wir haben noch einen weiten Weg vor uns"
Ich  habe persönlich nie die Erfahrung gemacht, dass ich benachteiligt  wurde, weil ich eine Frau bin. Meine Ziele habe ich erreicht, in dem ich  wirklich wollte: Ich wollte ganz bewusst Bürgermeisterin werden, ich  wollte später ganz bewusst in den Landtag gewählt werden und habe ganz  massiv dafür gekämpft. Das Ehrenamt der Vizepräsidentin beim BRK habe  ich am Ende meiner beruflichen Karriere dankbar angenommen und mache es  auch immer noch sehr, sehr gerne."Je bunter das Team, desto besser das Ergebnis"
Ich  bin jetzt seit etwa 20 Jahren beim BRK und es hat sich bei mir  irgendwann herauskristallisiert, dass ich Kreisgeschäftsführerin werden  möchte, an der Spitze stehen und Verantwortung übernehmen möchte. Ich  bin den Weg dann auch sehr zielstrebig gegangen, mit verschiedenen  Führungs-Curiccula, einem berufsbegleitenden Studium. Das kostet Kraft  und Energie, und man muss bereit sein, diese Energie auch einzubringen.
An  die jungen Kolleginnen: Definiert für euch persönlich erstrebenswerte  Ziele – und lasst euch nicht frustrieren, wenn ein Weg etwas länger  dauert als geplant. Ich bin Mama von zwei Töchtern, und man kommt trotz  aller Familienfreundlichkeit immer in den Rollenkonflikt zwischen Mutter  sein und Beruf. Man bekommt beides gut in Einklang, aber aus meiner  Sicht muss man sich von dem Gedanken verabschieden, dass man alles zu  100% hinbekommt. Durch die gesellschaftspolitische Diskussion über  Familienfreundlichkeit ist es mittlerweile völlige Normalität, dass  Eltern auch mal Zuhause bleiben müssen, weil die Kinder krank sind. Das  ist eine gute Entwicklung, und jeder muss seinen Teil dazu beitragen.
Ich  würde mir wünschen, dass viele Frauen sich dazu entscheiden, in  Führungspositionen zu arbeiten. Und wenn sie sich dazu entscheiden, sich  dafür auch bereit machen. Ich finde, es ist ein gutes Team, wenn man  eine gute Mischung ist: Alle Charaktere, alle Eigenschaften, alle  Geschlechter und Facetten, die wir im Leben haben. Und umso bunter ein  Team ist, umso besser wird das Ergebnis sein.
"Man kann sich nur selbst emanzipieren"
Meine  feste Überzeugung ist, dass Fachkompetenz eine zentrale Grundlage für  Erfolg im Beruf ist. Frauen brauchen davon vielleicht noch etwas mehr,  um sich durchzusetzen. In meiner Position habe ich mich meiner Meinung  nach durch Fachkompetenz, Geradlinigkeit, Ehrlichkeit und den Mut, auch  unangenehme Dinge offen anzusprechen, behauptet.
Und genau das  müssen wir Frauen noch lernen: Uns fachkompetent zu präsentieren, uns  mehr zuzutrauen, uns weniger selbst zu begrenzen und nicht immer nach  einer Autorität zu suchen, die uns etwas erlaubt. Das tue ich nur  selten. Das Wort „emanzipieren“ ist reflexiv - man kann sich nur selbst  emanzipieren. Ich wollte schon als Kind in irgendwas einmal die erste  Frau sein. Ich habe das zwar nie geschafft, aber da steckt eine  Botschaft drin: Etwas Besonderes zu sein, heißt immer auch, „anders“ als  andere zu sein. Das kann man positiv und negativ bewerten. Nach meiner  Erfahrung tun sich viele Frauen schwer damit. Sie scheuen davor zurück,  offen zu sagen „das und das sind meine Stärken“. Frauen sagen viel zu  selten: Ich bin etwas Besonderes, und das ist gut so!
Wir haben in  unserer Arbeitswelt heute eine viel höhere Arbeitsdichte als früher.  Und wenn ich mein Umfeld beobachte, hat die Frau meist immer noch die  Verantwortung für den Haushalt. Das heißt, berufstätige Frauen haben die  doppelte Belastung zu tragen, das benachteiligt sie in der Arbeitswelt.  Und ich glaube, an dieser Dynamik hat sich noch nicht viel verändert.
"Ich wünsche mir, dass es noch viel mehr weibliche Kreisgeschäftsführerinnen werden"
Zur  Frage was man braucht um seine beruflichen Ziele zu erreichen: Es ist  wichtig, an sich selbst und seine Kompetenzen zu glauben und natürlich  nie damit aufzuhören, sich weiterzuentwickeln. Uns Frauen fehlt oftmals  das dafür notwendige Selbstbewusstsein und das Selbstverständnis, dass  Frau es genauso gut kann.
Ich bin der Ansicht, dass eine Frau -   vor allem in Bereichen, in denen primär Männer die Führungslandschaft  prägen – sich den Respekt und die Anerkennung härter erkämpfen muss. Von  Frauen wird oftmals erwartet, dass sie stets empathisch und einfühlsam  reagieren und ist überrascht, wenn Frau auch mal „auf den Tisch klopft“  und sich laut Gehör verschafft.
In unserem Kreisverband haben wir  die besondere Situation, dass auch unsere Kreisvorsitzende eine Frau  ist. Weibliche Kreisgeschäftsführerinnen sind in unserem Landesverband  aber leider noch zu wenig vertreten und ich würde mir wünschen, dass es  noch viel mehr werden.
Wenn es uns wichtig ist, dass mehr Frauen  in Führungspositionen kommen, sind wir alle dazu aufgefordert zu  erkennen, wo die oftmals versteckten (Führungs)potentiale in  Mitarbeiterinnen stecken um diese dann entsprechend zu fordern und  fördern.